Karin Schwarzbek

Saaltext: Werkschau TG im Kunstraum Kreuzlingen von Gioia Da Molin 2019

Saaltext: Werkschau TG im Kunstraum Kreuzlingen von Gioia Da Molin 2019
September 2019

Die Auseinandersetzung mit der Malerei und insbesondere mit dem eigentlichen Bildkörper – also der Bestandteile der Leinwand – treiben Karin Schwarzbek (*1969, lebt und arbeitet in Zürich) um. Sie faltet, schneidet oder vernäht rohe Leinwände oder arbeitet mit dem Holz der Keilrahmen. Zugleich ist auch der menschliche Körper – und dabei, so behaupte ich, immer wieder auch ganz klar der weibliche Körper – in ihren Arbeiten präsent. Karin Schwarzbek schneidet beispielsweise aus mit Emaillack beschichteten Leinwänden schnittmusterähnliche Formen oder näht der oft für Arbeitskleidung verwende leuchtorange Stoff in eine Leinwand ein. An der Werkschau zeigt sie eine Auswahl von ganz neuen Arbeiten, die ebenfalls um diese Thematik kreisen. Für 153 (2018/19) – seit 2015 nummeriert Karin Schwarzbek ihre Werke durchgehend – hat sie ein von ihr entfärbtes Leinenkleid, das noch die Abdrücke der Wäschehänge aufweist, auf einen Keilrahmen gespannt. In 156 (2019) verwendet sie einen glänzend schimmernden Unterrockstoff, dessen Naht die Spannkraft des Keilrahmens offenbart. Neben ihrem Interesse für Stoffe und Kleider – also gleichsam für die Schutzhülle des menschlichen Körpers – interessiert sich die Künstlerin auf für die ganz unmittelbare Körperoberfläche. So hat sich beispielsweise mit der traditionellen Technik des Inkarnats – also der tradierten malerischen Darstellung von Hauttönen auseinandergesetzt. In 161 (2019) transformiert sie diese Technik in die Gegenwart und nutzt verschiedene Make Up, um Leinwände einzufärben, die sie anschliessend zusammennäht. Das so entstehende vierteilige Gemälde zeigt ein breites Spektrum von Hauttönen und erinnert uns daran, dass Hautschattierungen immer auch ein politisches Moment anhaftet.